Beste Kollektion bei tschechischer Fleischkaninchenschau in Holice


379 Punkte bei Große Marder blau mit Spitzentier 95,0



Vom 13.-15. Februar durften wir das erste Mal an einer internationalen Schau teilnehmen. Die tschechische Fleischkaninchenschau wurde vom Klub Chovatelu Kraliku Masnych Plemen (Klub der Fleischkaninchenrassen-Züchter) in Holice, in der Nähe von Pardubice ausgetragen. Insgesamt waren rund 500 Kaninchen der definierten Fleischkaninchenrassen (Weiße Neuseeländer, Große Marder, Große Siam, Nitraner, Kalifornier und Burgunder) ausgestellt.


Von den insgesamt 59 Kaninchen der Großen Marder, in den Farben blau und braun, waren auch sechs Stück aus unserer Zucht dabei. Eine Kollektion besteht aus vier Tieren. Diese muss entweder aus einem Wurf oder jeweils zwei Tiere aus zwei Würfen bestehen. Es gibt keine Streichtiere. Bei der Zusammenstellung unserer Zuchtgruppe blieb uns auch nicht viel Spielraum. Die beiden Rammler 4917 und 4918 von Magdalena und Elia vom 1. April überzeugten bereits bei der Bundesschau. Die Blüte der Abzeichen war zwar offensichtlich vorbei. Die Fellqualität hat sich aber super gehalten und bei Typ und Kopf konnten sie altersbedingt auch zulegen. Das zweite Pärchen stammte ebenfalls von Magdalena und Elia, aber aus dem zweiten Wurf vom 22. Juni. Diese beiden Tiere waren farblich und bei den Abzeichen absolut in der Blüte. Für Rammler 6937 war es dir erste Schau und für seine Schwester 6940 nach der Jungtierbewertung bei der Vereinsschau die zweite Schau. Zusätzlich stellten wir als Einzeltier noch die Häsin 4924 (Schwester von 4917 und 4918) und Rammler 5928 von Livia und Samuel. Für die 4924 war es bereits die dritte Schau nach Vereinsschau und Bundesschau, für den 5928 die zweite Schau nach dem Jungtier-Sieg (mit 8/7) bei der Vereinsschau.

 

Besonders gefreut hat es mich, dass auch Zuchtfreund Manfred Warmuth mit insgesamt drei Kollektionen bei den Rassen Große Marder blau, Kalifornier blau-weiß und havanna-weiß dabei war. Dank ihm habe ich auch den Kontakt nach Holice und er war mir auch vor Ort bei der Abwicklung behilflich.

 

Bereits beim Einsetzen merkte ich die große Gastfreundschaft und das sofortige Tränken und Füttern der eingesetzten Tiere durch die Helfer. Das zog sich auch die weiteren Tage mit laufend frischem Heu, Wasser und Getreide-Pelletsmischung hochwertig fort. Die Qualität der Tiere war auch gleich beeindruckend und ich sah einige Spitzentiere die ich gerne in meiner Zucht hätte. Da wurden auch gleich die ersten Käfig-Nummern von Spitzentieren notiert. Am Donnerstag wurden die Tiere unter Ausschluss der Öffentlichkeit bewertet.


Wir unternahmen zu acht einen Ausflug in die nahegelegene Kleinstadt Pardubice ins dortige Museum und genossen eine deutschsprachige Führung. Danach gingen wir, die beiden Kärntner Manfred Warmuth (K5) und Horst Miklautz, der Niederösterreicher Manuel Schwarz (N60) sowie die deutschen Zuchtfreunde Gunter Anders, Christian Hoffmann, Jens Kramer und Lutz Dornig, noch ins Irish-Pub zum Mittagessen. Die Gespräche waren natürlich vom Fachsimpeln und Informationsaustausch über unsere seltenen und auch speziellen Rassen geprägt.

 

Am Nachmittag fuhren wir noch kurz zur Ausstellung. Hier durfte ich bereits überrascht die erste Gratulation zur „Vítězná Kolekce“ entgegen nehmen. Mir war im ersten Moment nicht wirklich bewusst was das zu bedeuten hatte. Zuchtfreund Josef Blokes konnte mir dann aber zu meiner völligen Überraschung übersetzen, dass ich die Gewinnerkollektion aller Großmarder gestellt habe und damit wie man mir erklärte den wichtigsten Titel und größten Pokal bei den Großen Marder gewinnen konnte. Natürlich war ich in diesem Moment absolut stolz auf meine Tiere, aber vor allem meiner Frau unendlich dankbar, den sie hat wieder einmal zuhause die Tiere versorgt und sich gleichzeitig um unsere Kinder gekümmert. Ein riesiges Stück dieses Pokals gehört auch ihr!

 

Am Abend ging es nochmal nach Pardubice ins dortige Steak-Haus. Sehr hochwertiges Essen und gutes Bier waren die ideale Umrahmung für einen gemütlichen Abend, der auch wieder vom intensiven fachlichen Austausch geprägt war. Ich freue mich hier immer auf die Gespräche mit Gunter Anders. Seine angenehme Art und seine Unterstützung durch seine langjährige Erfahrung helfen mir laufend weiter.



Am Freitagvormittag durften wir beim Typisieren unserer Tiere live dabei sein. Das Typisieren ist eine deutlich intensivere und detailliertere Bewertung. Sie wird von einer Kommission aus Spezialzüchtern und Preisrichtern durchgeführt. Ich hatte hier das große Glück mit Pavol Grigel, Stepan Dlouhy, Pavol Malar sowie Jaroslav und Tomas Lunak sehr hilfsbereite Züchter zu haben. Sie nahmen sich auch sehr viel Zeit mir die einzelnen Bewertungskategorien näher zu bringen. Die vorhandenen Sprachbarrieren wurden mit direkter Erklärung am Kaninchen, Handzeichen und Übersetzungs-Apps gelöst. Ich war sehr beeindruckt mit welcher Akribie und Enthusiasmus hier gearbeitet wurde und vor allem wie sehr ihnen daran gelegen war mir diese Informationen mitzuteilen. Man merkte hier, dass ihnen das Weiterentwickeln dieser Rasse ein sehr persönliches Anliegen ist und das unabhängig von Nationalität.

 

Am Nachmittag blieben wir im Schaugelände und sahen uns die entsprechenden Tiere detaillierter an. Die sehr schönen Tiere von Tomas und Jaroslav Lunak sind mir hier speziell ins Auge gestochen und ich freue mich hier auch für Zuchtfreunde hoffnungsvolle Zuchttiere organisiert zu haben.


Auch die Bewertungen meiner eigenen Tiere war an den Käfigen ausgehängt. Mit jeweils 95 Punkten waren die beiden Rammler 4918 und 6937 knapp besser gesehen als Rammler 4917 und Häsin 6940 mit je 94,5. Mit insgesamt 379 Punkten wurde ein Topergebnis im tschechischen Bewertungssystem erzielt. Auch im Vorjahr hätte diese Punkteanzahl für den Sieg erreicht. Vor allem die Fellqualität wurde sehr gut bewertet, aber auch Typ und Körperform sowie mit Ausnahme von 6941 die Kopfabzeichen. Der Vorsprung auf die zweite Kollektion war nur einer halber Punkt. Da hatten wir eindeutig auch das Glück auf unserer Seite. Es schloss sich auf ein Kreis, den immerhin ist die Mutter der Sieger aus der Zucht von Petr Kulstejn und Vater aus der Zucht von Gunter Anders.

 

Eine Häsin von Pavol Malar hatte mit 95,5 die Topbewertung und somit den 1. Champion 0.1 erzielt und weitere sieben Tiere folgten mit 95 Punkten. Zwei Rammler von Pavel Bogacz erreichten den 1. und 2. Champion 1.0 und eine Häsin von Tomas Lunak den 2. Champion 0.1. Bei der Jungtierbewertung die nicht mit Detailpunkten, aber durch eine Gesamtpunkteanzahl als Erwartungswert angegeben wird ragten zwei Schwestern mit 96,0 und 95,0 heraus. Keines unserer Tiere konnte einen Champion-Titel erringen, aber die Gleichmäßigkeit unserer Kollektion führte zum Sieg.

 

Unsere beiden Einzeltiere wurden mit 94 Punkten auch noch immer sehr ansprechend bewertet. Die Fleckigkeit der Häsin 4924 und die starke Haarung des Rammlers 5928 verhinderten eine bessere Bewertung. Trotzdem sind wir auch mit dieser Bewertung sehr zufrieden. Manfred Warmuth erreichte mit seinen Kalifornier havanna-weiß mit 375,5 den zweiten Platz mit nur einem halben Punkt Rückstand auf die beste Kollektion in diesem Farbschlag.

 

Am Abend waren wir noch beim Züchterabend eingeladen. Hier gipfelte die Gastfreundschaft in einer umfangreichen Jause mit Getränken. Kaffee und Kuchen.


Am Samstag waren wir bereits eine Stunde vor Öffnung der Schau beim Eingang um für eventuelle Käufe eine gute Chance zu haben. Die Chancen sind aber deutlich geschwunden, da Züchter eines russischen Fleischkaninchen-Zuchtprogramms die Spitzentiere bereits ins Auge gefasst hatten. Einen Großteil der verkäuflichen Tiere der Großen Marder oder Burgunder konnten sie sich auch sichern. Auch unsere beiden 95er-Rammler sind ab sofort bestrebt in Russland einen entsprechend wirtschaftlichen und optisch ansprechend Pool der Großen Marderkaninchen aufzubauen.

 

Als Abschluss der Schau waren wir noch bei der Versammlung und Siegerehrung eingeladen. Manfred Warmuth durfte hier nochmal vor allen Züchter auf die im Oktober geplante Schau in Kärnten hinweisen und die Zuchtfreunde einladen. Mit großer Dankbarkeit durfte ich auch einen der fünf Pokale für die Beste Kollektion entgegen nehmen.



Gratulation auch an die Zuchtkollegen Tomas Lunak, Pavel Bogacz und Pavol Malar. Die weiteren Kollektionssieger gingen an Weiße Neuseeländer, Burgunder, Kalifornier und Große Siam.

 

Gemeinsam mit Manuel Schwarz starteten wir am Nachmittag den Heimweg über Landstraße und Autobahn. Danke auch an Manuel für gemeinsame Fahrt. Immerhin musste er nochmal 2,5 Stunden fahren als ich schon daheim war.

 

Dieser Titel war natürlich der krönende Abschluss eines perfekten ersten Zuchtjahres. Im ersten Jahr drei Titel zu erreichen ist mehr als wir uns erträumen konnten. Wir werden aber auch das neue Zuchtjahr wieder mit Demut in Angriff nehmen und unabhängig von Preisen für den Erhalt und die Verbesserung unserer beiden vom Aussterben bedrohten Rassen kämpfen. Es gibt noch sehr viel zu tun!

Foto: Pavol Grigel bzw. privat